Auch wenn es den Anschein erwecken mag, dass die Marketingabteilung der neu.sw zur fitflat Produkteinführung einen Werbemittelkatalog rauf und runter bestellt hat, vermisse ich in der Vielfalt der Werbeträger einen Artikel.
Es gibt - und ich habe wirklich nachgefragt - keine blumigen Taschenrechner. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Neubrandenburger sollen schließlich Verträge unterschreiben und nicht rechnen. ;)
Die dümmste anzunehmende Idee wäre dann wohl, die gebeetsmühlenartigen Aussagen unserer kommunalen Lenker durch einfache Arithmetik zu überprüfen.
Hatte ich erwähnt, dass ich manchmal dumme Ideen habe? Eher aus Langeweile habe ich vor 2 Wochen begonnen, einige Aussagen, die teilweise auf den ersten Blick sehr plausibel klingen, zu hinterfragen.
AUSSAGE 1: "Media-N hat nie Gewinn gemacht."
Gut, ich weis nicht, ob man unter dem Begriff Gewinn mit kommunalpolitischer Brille etwas anderes versteht als ich - rein fiskalisch-salop steht der Gewinn aber für die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben. Und eben dieser Gewinn betrug für
die Media-N GmbH* im Jahr 2005 69.213,77 Eur und im Jahr 2006 106.113,81 Eur. Also - 'kein Gewinn' sieht für
mich anders aus.**
AUSSAGE 2: "Media-N hat die Stadtwerke / die Stadt Neubrandenburg nur Geld gekostet."
Hier wird es schon schwieriger. Aber ganz von vorn - Media-N ist eine GmbH mit einem Stammkapital von 315.000 Eur an der
die neu.sw mit ca. 40% beteiligt war/ist. Macht einen Kapitaleinsatz des kommunalen Kassenwartes von 126.000 Eur. Damit mir
jetzt keiner unterstellen kann etwas 'schön' zu rechen, müssen natürlich auch die Verbindlichkeiten der Media-N GmbH gegenüber
der Medianet-KFA GmbH addiert werden. Diese belaufen sich, auf Grund der mir zur Verfügung stehenden Unterlagen, auf
232.696,24 Eur. Macht unterm Strich einen einmaligen Kapitaleinsatz von 358.696.24 Eur.
Die Einnahmenseite ist einfacher zu rechnen: Media-N hat, laut Aussagen im Nordkurier, 3700 Kunden. Pro Kunde bezahlt Media-N
monatlich ein fürstliches**** Salär von 9,75 (die bekannten 11,60 Eur abzüglich 19% Mwst und nochmal gerundet). Es entstehen
also direkte Einnahmen von monatlich 36.075,00 Eur, was auf das Jahr gerechnet 432.900,00 Eur sind.
Ich hab keine Ahnung, wie man das in Latüchts umrechnet - aber allein 2006 hätten die Einnahmen der neu.sw alle jemals
getätigten Investitionen beglichen und darüber hinaus mit 74.203,76 Eur die Kasse auf kommunaler Seite aufgefüllt.
Dabei bleibt aber völlig unbeachtet, dass Media-N seit 2002 die Produkte in dieser Form anbietet, ich aber die Einnahmen nur eines
Jahres gegen die Schulden aller Jahre gerechnet habe. Die wirklichen Einnahmen sind also weitaus höher.
AUSSAGE 3: "Die neu.sw erschließt sich ein lukratives Geschäftsfeld"
Diese Aussage ist an sich nicht ganz falsch - dass aber in absehbarer Zeit der TripplePlay-Goldesel die Zahlen der Ära Media-N übertreffen wird,
ist für mich nicht nachvollziehbar. Und das aus folgendem Grund:
Media-N erzielt einen -vorsichtig geschätzten- Jahresumsatz ***** von 1.443.000,00 Eur, von dem sich die neu.sw insgesammt 475.355,52 Eur
(432.900,00 Eur plus 42.445,52 Eur anteiliger Gewinn) abschneidet. Unter der Annahme, dass fitflat per sofort alle Kunden der Media-N übernimmt und
alle fitflat Produkte ca. 10 Eur billiger sind, schrumpft der Umsatz bei gleicher Kundenzahl auf 999.000,00 Eur (1.442.000,00 - (10.00 Eur mal 12 Monate mal 3700 Kunden)). Bei gleichbleibenden Kosten für Kabelmodems, Technik, Support und einer, gegenüber Media-N weitaus besseren Umsatzrendite von 10%, ergibt sich ein
Gewinn von 99.900,00 Eur.
Hier bitte kurz innehalten: Die neu.sw erwirtschaftet bei gleicher Kundenzahl aus eigener Kraft 99.900,00 Eur und hatte vorher 475.355,52 Eur.
Um auch nur einen Cent mehr als vorher zu verdienen, müssten also mindestens 17.606 Neubrandenburger bei fitflat einen Internetvertrag abschließen. Wären diese 17.606 Kunden bei Media-N, erhielte die neu.sw jährlich 2.450.755,20 Eur. An dieser Stelle gehen mir die, zur weiteren Berechnung notwendigen, Einwohner aus - ich glaube aber ein Prinzip erkennen zu können. ;)
AUSSAGE 4: "Auch das Produkt fitflat fon rechnet sich."
Allein die Frage nach dem "ab wann rechnet es sich?" konnte mir noch keiner beantworten. Die schlappen 100 Eur (50 Eur Kabelmodem plus 50 Eur Installation),
die für jeden Anschlusses notwendig sind, bekommt man über monatliche 4,75 Eur erst nach 21 Monaten wieder herein. Weitere Kosten durch wechselnde
Kunden, monatliche Grundkosten, Rechnungslegung und Personal sind auch in dieser Rechnung noch nicht berücksichtigt. Und mal ganz ehrlich: dafür, dass ein 'nur Telefon' Kunde den gleichen Kabelfernsehanschluß und das gleiche Kabelmodem wie ein 'nur Internet' Kunde bekommt, ist die Differenz ****** von 15 Eur schon sehr happig.
Anmerkung: Diese -meine privaten- Gedanken darf jeder, dem es beliebt, zitieren, kopieren, revidieren, neu recherchieren, ganz anders summieren oder auch mit Unverständnis ignorieren.
* Quelle: Jahresabschluss zum 31.12.2006 der Media-N GmbH (http://www.ebundesanzeiger.de)
** Ja, ich habe auch die Position 'Verlustvortrag' gesehen. Diese hat aber auf den Gewinn, um den es hier ging, keinen Einfluss.
*** Laut Jahresabschluss der Medianet-KFA zum 31.12.2006 (http://www.ebundesanzeiger.de) belaufen sich die 'Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht' auf 232.696,24 Eur, die Summe aller Verbindlichkeiten der Media-N GmbH beliefen sich zum 31.12.2006 auf 319.992,52 Eur.
**** Laut Bundesnetzagentur beträgt der monatliche Preis, den ein DSL-Anbieter an die Telekom zur Nutzung eines Anschlusses bezahlen muss nur ca. 1,71 Eur.
***** Unter der Annahme, dass Media-N nur Kunden mit der 'kleinen Flatrate' für monatliche 32,50 Eur hat, was mit Sicherheit untertrieben ist.
****** 19,75 Eur (fitflat surf) minus 4,75 (fitflat fon)