Mittwoch, 11. Juni 2008

rosarot bebrillt

Drei meiner vier inneren Stimmen sagen einstimmig "Du bist völlig normal.". Auch die vielen Mails der letzten Tage (nebenbei, vielen Dank an alle Absender!) zeigen mir, dass ich nicht völlig auf dem Holzweg bin. Hey - mittlerweile kann ich sogar mit der Begrifflichkeit "nicht justiziabel" etwas anfangen. Und Trotzdem! Wenn der Bürgermeister, die Stadtvertreter, der Aufsichtsrat und, last but not least, unser LokalWilli mit bedauern feststellen, dass ein Ende früh absehbar war, dann muss etwas nicht stimmen, wenn ich der öffentlichen Meinung kritisch gegenüber stehe.

Wenn ich vollkommen falsch liege, würde das bedeuten, dass alle Befürchtungen haltlos sind und ...

... die insolvente Situation der Media-N vom Geschäftsführer Michael Nötzel ganz bewusst aus rein populistischen Erwägungen* herbeigeführt wurde? Welch ein cleverer Schachzug dieses Strategen, erst die neu.sw soweit zu beinflussen, dass diese unter dem Namen fitflat ein eigenes Angebot auflegt und anschließend mit unerfüllbaren Forderungen der Media-N GmbH* die Falle zuschnappen zu lassen. Damit hat bestimmt keiner gerechnet.

... die Media-N seit Jahren nur 75%** der, von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation (Bundesnetzagentur) festgelegten, Preise* zahlt? Meine Gegenrechnung***, dass Media-N seit Jahren zu viel an die neu.sw bezahlt (was unter anderem auch die fitflat-Preise erklärt) wäre demnach falsch. Nur Pech für das Finanzamt, welches eventuell schon eine verdeckte Gewinnauschüttung, zum Vorteil der neu.sw, vermutet haben könnte.

... Herr Nötzel die Schulden der Media-N bei der neu.sw in sechstelliger Höhe einfach aus populistischen Erwägungen* nicht bezahlen will? Womöglich würde er versuchen, sich mit dem Paragraphen 30 des GmbHG herauszureden. Dieser besagt im ersten Abschnitt, dass das zur Erhaltung des Stammkapitals erforderliche Vermögen**** der Gesellschaft nicht an die Gesellschafter ausgezahlt werden darf. Aber richtige Unternehmer stören sich nicht an Gesetzen, die machen einfach.

... kommunale Unternehmen gar nicht verpflichtet sind bei Investitionen über 211.000,00 Euro eine europaweite Ausschreibung durchzuführen? Wäre dem so, hätten unser Bürgermeister, die Stadtvertreter oder gar der Landesrechnungshof schon längst interveniert. Das für den normalsterblichen Blogger und Bürger nichts zu finden ist, bedeutet ja nicht, dass nichts da wäre.

... die Pleite der Media-N bedauerlicherweise die Anzahl der fitflat-Kunden erhöht? - Das kann beim besten Willen nicht im Sinn der neu.sw gewesen sein. Eher im Gegenteil. Der unerwartet hohe Ansturm von Kunden ist, laut telefonischer Ansage am Band, durch die Mitarbeiter der neu.sw kaum noch zu bewältigen. Einer Übernahme der bisherigen Media-N-Mitarbeiter, steht wohl nur der Aufwand einer Entnötzelfizierung noch im Weg.

... die Erde eine Scheibe ist und wir uns alle lieb haben?

In diesem Sinne - Willi Holger Krüger vertrauen! Wir sind auf gutem Weg.

* Zitate aus: Media-N GmbH "Offener Brief"
** Unklar ist mir allerdings, wieso eine Reduzierung des Preises um 80% einer Aufforderung an die Geschäftsführung der Neubrandenburger Stadtwerke zur Veruntreuung gleichkommt* - eine Reduzierung um 25% allerdings nicht. Aber Untreue wird offensichtlich erst ab einem bestimmten Prozentsatz wirksam.
*** Nach Auskünften stimmt der, von Herrn Hanson benannte, Betrag von 12,19 Euro/Mon. mit keiner Regulierung der Bundesnetzagentur überein. Vielmehr entspricht die 'Teilweise überlassung von Frequenzbereichen auf Telekomminikationsnetzen' (LineSharing) - wenn überhaupt - dem für das DSL-Netzwerk der Telekom regulierten Preis von 1,91 Euro/Mon.
**** Bitte keine Anfragen mehr, woher ich die Bilanzen kenne! Unter http://www.ebundesanzeiger.de werden alle Bilanzen veröffentlicht und sind für jedermann kostenlos einsehbar ;)

6 Kommentare:

s.anna hat gesagt…

Es scheint, als käme Stück für Stück zurück, was wir hinter uns gelassen haben.

Kritik ist unerwünscht und wird mit Repressalien geahnet. Es werden persönliche Betrachtungen von Hanson als Fakten verkauft - ungeprüft.

Welche Lehren ziehen wir, wenn ein Unternehmen der Stadt Neubrandenburg seine Bürger für dumm verkauft?

Achja, ich vergass:

"neu.sw, neu.sw, neu.sw hat immer Recht!
Und, Genossen, es bleibe dabei;
Denn wer kämpft für das Recht,
Der hat immer Recht."

Hatten wir alles schonmal.

Anonym hat gesagt…

Ich befürchte, lieber Jens, so falsch wirst du nicht liegen. Du wirst doch gerne und viel gelesen, wäre doch mal schön zu erfahren, wie der eine oder auch andere Stadtvertreter über diesen Vorgang denkt. Aber der Drops scheint ja eh gelutscht zu sein, übermorgen wird abgeschaltet. Danke … Wir sind auf gutem Weg!

Jens Sänger hat gesagt…

Hallo Frank,

wie gesagt, drei meiner vier Inneren Stimmen sehen es genauso ;)

Orakeln möchte ich allerdings schon an der Stelle, ob der Drops übermorgen gelutscht ist. Sollte Media-N abschalten müssen, ist zwar für die Kunden der Ofen aus - in der Kommunalpolitik ist das Thema Media-N mit Sicherheit noch lange nicht vorbei.

Apropos Dropse lutschen - Guck mal bei s.anna vorbei ;)

Anonym hat gesagt…

man müsste mal damit richtig an die öffentlichkeit gehen!
es gibt so viele gute reportagen im deutschen fernsehen... was ist mit "akte 08", "panorama" oder "frontal 21"?

das wäre doch was für die, oder?

koelneruwe hat gesagt…

Ihre Kenntnisse des GmbHG sind erschreckend.
Es handelt sich hier nicht um eine Auszahlung von Kapital, sondern um das Begleichen von Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen.

Anonym hat gesagt…

Krüger lässt Sohn Haare schneiden!

@s.anna

Wozu die Herren fähig sind,
zeigt ein Beispiel aus Krügerolsens
Wahlkampf zum Minister.

Sein Sohn, damals langhaariger Lodenlümmel, also Student,
musste sich auf Befehl Papis
die Haare abschneiden lassen,
damit Vati nicht in schlechtem
Umfeld, Licht erscheint.

Ekelhaft schleimig!